Den Kommissar konnte man nicht nur im Fernsehen sehen oder in Büchern über ihn lesen, sondern man konnte ihn auch hören. Und das ganz konkret in den Hörspielen der Serie "Der Kommissar berichtet", die im "Unsere Welt" - Label erschienen und die besonders für die Kleinen unter den Kommissar-Fans gedacht waren. Dabei verknüpfte man eine - für damalige Kinderohren - spannende Handlung mit pädagogischen Absichten. Dementsprechend findet sich auf den Rückseiten der Schallplatten bzw. Musikkassetten eine dahingehende Erläuterung des damaligen Leiters der Abteilung Literatur und Medien der "Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft" (GEW), Rolf Krenzer:

"Die neue Reihe der Metronome mit Erik Ode in der Rolle des Kommissars bringt neben spannender Handlung und zahlreichen Denkanstößen sachlich fundierte Information über Aufgabe und Arbeit der Polizei. Handlungsstarke Szenen, gut gestaltete Dialoge und interessante Themen vermitteln jungen Zuhörern einen informativen Bericht aus dem Polizeialltag, fordern aber gleichzeitig zum Nachdenken über eigene Verhaltensweisen und zu weiterführenden Gesprächen auf. Die Aufnahmen stellen eine wichtige Ergänzung des politischen Unterrichts und des Deutschunterrichts dar. Sie sind für Schule und Elternhaus sehr zu empfehlen. Besonderes Gewicht erhalten die Schallplatten dadurch, daß bewußt auf konstruierte Kriminalgeschichten verzichtet wurde, vielmehr Situationen aufgezeigt werden, in denen Kinder in Gefahr sind. Authentische Berichte werden realistisch vorgestellt."

Für das Ohr des erwachsenen Zuhörers mögen die Hörspiele vielleicht nicht unbedingt der Inbegriff der Spannung sein, hörenswert sind sie jedoch allemal - und wegen ihrer Seltenheit sicherlich auch eine Bereicherung für jede Kommissar-Sammlung. Vielleicht sind sie ja auch ein geeignetes Mittel, um die Bewunderung für den Kommissar an die nächste Generation weiterzugeben, früh übt sich... Hier also eine Übersicht über die drei Folgen, die damals erschienen sind:

Aus dem Inhalt:

Auf einer abgelegenen Industriestraße wird die Leiche des 12jährigen Eugen Schätzler gefunden. Die Eltern geben an, der Junge sei zuletzt auf dem Weg zu einem Jugendclub gewesen, von wo er nicht mehr zurückgekehrt sei. Eine Befragung der anderen Jugendlichen im Club bleibt ergebnislos. Doch wie kam Eugens Leiche an diesen abgelegenen Ort? Und gibt es einen Zusammenhang zwischen den Jugendlichen und den Moped-Spuren, die am Fundort der Leiche gesichert werden konnten?

Erik Odes Kommentar zu diesem Hörspiel auf der Rückseite der Plattenhülle: "Verantwortung tragen - und wer von euch sagt nicht, daß er bereit ist, Verantwortung zu tragen - heißt auch, für Dummheiten gradezustehen. Wieviel Mühe, Arbeit und Kosten - und es sind die Steuerzahler, also auch eure Eltern, die für solche Kosten aufkommen müssen - wären gespart worden, hätten, in diesem hier erzählten Fall, Eugens Freunde aus dem Jugendheim Mut und Verantwortungsgefühl bewiesen, hätten sie geholfen, den Fall "Schätzler" aufzuklären. - Jeder von uns kann einmal Pech haben - Erwachsene ebenso wie Kinder und Jugendliche. Das weiß niemand besser als die Polizei. Habt also bitte nicht nur den Mut, Dummheiten zu machen, habt auch den Mut, solche Dummheiten später einzugestehen. Euer Erik Ode."

Aus dem Inhalt:

Die kleine Monika kommt zu spät vom Jahrmarkt nach Hause. Als die Eltern das Kind zur Rede stellen wollen, berichtet sie, daß sie von einem Sittenstrolch angefallen worden sei. Für die Eltern und die Nachbarn steht der Täter schnell fest: der "schöne Johann", ein 24 jähriger, geistig behinderter Mann aus der Nachbarschaft, der in der Vergangenheit schon einmal eines Sittlichkeitsdelikts verdächtigt wurde. Doch der Kommissar hat Zweifel an Monikas Geschichte, denn die Fakten passen nicht zu ihrer Aussage...

Auf der Rückseite des Plattencovers schreibt Erik Ode: "Kriminalfälle sind - auch wenn das Zuschauen bei den Krimi-Serien im Fernsehen ein großes Vergnügen sein kann - eine verdammt ernste Sache. Immer geht es um das Schicksal eines Menschen. Und es geht nicht nur um das Leben des Geschädigten, des Opfers, sondern auch um das Leben des Täters oder des einer Tat Verdächtigten. Wer hier leichtfertig handelt, wer Vorurteile nutzt und sich wichtig macht, der kann - auch wenn er es nicht bewußt will - tödliche Gefahren für andere heraufbeschwören. Deshalb erzähle ich diesen Fall. - Übrigens: Kinder, die sich bei der Polizei wichtig machen und leichtfertig Anschuldigungen zu Protokoll geben, sind gar nicht mal so selten, wie Ihr vielleicht denkt. Euer Erik Ode."

Aus dem Inhalt:

Wie starb Jutta Prichtermann? Der Fall scheint klar und einfach. Ein Kind ist ausgerissen und verhungert und erfroren. Aber so einfach ist es nicht. Der Kommissar spürt Widersprüche auf und entdeckt eine Kindertragödie unserer Tage. Eine Tragödie, die dadurch möglich wurde, daß Erwachsene wie Kinder dem Schicksal anderer viel zu gleichgültig gegenüberstehen.

Erik Ode merkt hierzu auf der Rückseite des Plattencovers an: "Wißt Ihr, die Ihr von Abenteurern und tollen Erlebnissen schwärmt, wieviele Kinder im Schatten des Wohlstands und des Glücks leben? - Im Fall Jutta Prichtermann habe ich erkennen müssen, wie wenig sich auch Kinder und Jugendliche nach dem Nächsten, dem Klassenkameraden, dem Kind aus der Nachbarschaft, dem Freund fragen. - Es ging mir nicht nur um den Fall Prichtermann, der Aufsehen und Empörung hervorrief - leider erst, als er entdeckt wurde - sondern um eine Mahnung an euch alle: Vergeßt nicht die Kinder und Kinderschicksale neben euch. Euer Erik Ode."